Wissensstand Grünastbruch

Als Grünastbruch (Synonyme: Grünastabbruch, Spontanbruch oder Sommerbruch) wird das Abbrechen einzelner, gesunder und voll belaubter Äste bei Windstille nach Perioden längerer Trockenheit und / oder starker Hitze bezeichnet [2].

Bisher veröffentlichte Erkenntnisse charakterisieren das Phänomen wie folgt:

Der Abbruch erfolgt in der Regel in der zweiten Tageshälfte an heißen, ruhigen Sommernachmittagen [3; 4] oder bei ruhigem Wetter nach einem starken Sommerregen [4].

Betroffen sind stets Äste mit Dimensionen von Grob- bis Starkaststärke. In der Literatur wird mehrheitlich beschrieben, dass insbesondere horizontal wachsende, weit ausladende Äste aus dem unteren bis mittleren Kronenbereich betroffen sind [1; 3; 5].

Der Bruch erfolgt typischerweise nicht an der Astbasis, sondern ein bis vier Meter von dieser entfernt [3]. Am Ast sind vor dem Abbruch äußerlich keine Schäden erkennbar. Auch die Bruchstelle zeigt keine Anzeichen einer Fäule oder anderer Defekte im Inneren [4].

Bei einigen Baumarten wird eine besondere Neigung zu Grünastbrüchen vermutet, wobei die Angaben je nach Quelle variieren: Nahezu einheitlich ist die Nennung von Hybrid-Pappeln als besonders betroffener Baumart [1; 4; 5]. Weiterhin wird das Phänomen der Grünastbrüche vermehrt an Gattungen wie Weiden, Rosskastanien, Buchen, Ahorn, Eichen und Eschen beobachtet. Seltener wurden Grünastbrüche an Zeder, Eukalyptus, Amberbaum, Kiefer, Platane und Ulme beobachtet und können wahrscheinlich auch weitere Arten betreffen [3].

Bei Grünastabbrüchen sind ausschließlich Äste mit verkehrssicherungsrelevanten Dimensionen betroffen. Davon abzugrenzen sind sog. Zweigabsprünge. Hierbei handelt es sich um den Abwurf beblätterter Kurztriebe durch die Aktivierung einer Trennungszone Abzweigungsbereich von Seitentrieben. Als Auslöser von Zweigabsprüngen gelten abnehmende Vitalität oder der Einfluss von Stressoren wie Wassermangel oder Wurzelkappungen [1].

Literatur:

[1] Dujesiefken, D. Jaskula, P. Kowohl, T. und Wohlers, A. (2023): Baumkontrolle unter Berücksichtigung der Baumart. Haymarket Media, Braunschweig. 320 S.

[2] FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.) (Hrsg.) (2020): Baumkontrollrichtlinien. Richtlinien für Baumkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit. Selbstverlag, Bonn. 52 S. 

[3] Harris, R. W. (1983): Summer Branch Drop. Journal of Arboriculture 9(4). S. 111 – 113

[4] Sinn, G. (2003): Baumstatik. Stand- und Bruchsicherheit von Bäumen an Straßen, in Parks und der freien Landschaft. Thalacker Medien, Braunschweig. 184 S. 

[5] Weihs, U. (2014): Problem Grünastbrüche – Teil 1: Phänomen, Bewertung. AFZ-DerWald 16/2014, S. 34 – 37.